Hinter den Kulissen

Einmal im Monat trifft sich das Vorgesetztenbott zu seiner Sitzung. Vermutlich haben sich schon einige Angehörige unserer Gesellschaft gewünscht, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.

Zuerst…

Das Vorgesetztenbott, die Exekutive unserer Gesellschaft, trifft sich grundsätzlich einmal pro Monat an einem Donnerstag zu seiner ordentlichen Sitzung. Diese ist nicht öffentlich.
Die Sitzungen finden in der Vorgesetztenstube statt, dort wo am Grossen Bott jeweils das Essen geschöpft wird. Die Sitzungen beginnen jeweils um 18 Uhr und dauern rund drei Stunden, manchmal länger, gelegentlich kürzer.

Der Obmann sitzt oben am Sitzungstisch, im schönen, seinerzeit von der Familie Rüetschi gestifteten Obmannsessel. Es gilt eine feste Sitzungsordnung; es folgen die Chargierten und unten am Tisch nehmen die Beisitzerinnen und Beisitzer Platz, diese gemäss ihrem Amtsalter.

Die Sitzung folgt streng einer Traktandenliste, die die Mitglieder des Vorgesetztenbottes einige Tage vorher erhalten haben, zusammen mit weiteren Sitzungsunterlagen.

Nach verschiedenen Mitteilungen nehmen wir von den Zivilstandsnachrichten Kenntnis und gedenken der allenfalls verstorbenen Angehörigen unserer Zunft.
Es folgt die Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung, das der Stubenschreiber verfasst hat.
Die beiden nächsten Traktanden sind die wichtigsten, geht es doch um Behandlung die Vormundschaft- und Sozialhilfegeschäfte, deren Behandlung den Burgergemeinden und burgerlichen Korporationen übertragen worden sind und die einen wichtigen Teil unserer Daseinsberechtigung ausmachen. Hier behandeln wir auch die Stipendiengesuche.

Es folgen die Geschäfte des Seckelmeisters und des Stubenmeisters bzw. der Stubenmeisterin, so beispielsweise der Voranschlag, die Rechnung, der Finanzplan, die Renovationen unserer Liegenschaften sowie Vorlagen über die Zunftanlässe (Grosses Bott oder den Zunftausflug).

Bei den Geschäften über die Burgergemeinde beraten wir wichtige Vorlagen, die die Burgergemeinde oder die Zunftpräsidentenkonferenz betreffen.
Den Abschluss der Sitzung machen die Traktanden über Verschiedenes. Gegenstand sind beispielsweise die Personalplanung oder die Beitragsgesuche an die verschiedenen Institutionen.

Das federführende Mitglied des Vorgesetztenbottes erläutert jeweils das Geschäft und stellt Antrag. Viele Geschäfte sind unbestritten. Hin und wieder kommt es aber zu angeregten Diskussionen und zu Gegenanträgen.

…die Sitzung…

Bei schwierigen Geschäften führt der Obmann souverän durch die Diskussion, fasst diese zusammen, lotet allfällige Kompromisslösungen aus und formuliert die Anträge.
In der Regel wird ein Geschäft mit einer formellen Abstimmung beendet; dies gilt erst recht, wenn verschiedene Anträge gestellt worden sind. In vielen Fällen entscheidet das Vorgesetztenbott einstimmig, aber nicht immer. An meiner ersten Sitzung im Vorgesetztenbott nahm ich in einem Geschäft einen anderen Standpunkt als die Mehrheit ein, weil ich von meiner Haltung überzeugt war und ich diese auch erläutert habe (eigentlich hatte ich mir vorgenommen, an der ersten Sitzung noch nichts zu sagen!). Tatsächlich zeigten sich meine Kolleginnen und Kollegen darüber erstaunt, dass ich den Mut gehabt habe, gegen die Mehrheit zu stimmen!

…und dann das Abendessen

Nach der Sitzung treffen wir uns in der Eingangshalle zu einem einfachen Nachtessen. Es gibt Wein, Gschwellti und eine Käseplatte und am Schluss ein kleines Dessert sowie einen Kaffee. Die Amtsgeschäfte lassen wir in der Regel hinter uns und lassen den Abend wie im Freundeskreis mit Diskussionen über Gott, die Welt, die Politik, Bern und seine den Strassenverkehr behindernden Poller ausklingen.

Hans Georg Nussbaum, Vizeobmann